In seinem Testament hatte Anton Bankmann sehr klar seine Bedingungen ausgedrückt. „Zum Universalerben setze ich die l. f. (Anm.: landesfürstliche) Stadt Korneuburg ein. Ich vermache ihr mein Haus Nr. 10 in der Stockerauerstrasse mit dem ausdrücklichen Willen, daß die (sic!) Wohnung die Herr Rudolf Nowak inne hat, das städtische Museum untergebracht wird.“ Dazu beschrieb er auch die notwendigen Umbauten.
Da eine Adaptierung des Bankmannhauses, Stockerauerstraße 10, für einen Museumsbetrieb sich als schwierig und kostenintensiv abzeichnete, beschloß der Gemeinderat einen Tausch mit dem schon länger leer stehenden ehemaligen Dampf– Wannen– und Brausebad am Dr. Max Burckhard-Ring 11.
Das zuständige Innenministerium erteilte dazu im Mai 1965 die Genehmigung. Dadurch wurde ein „Übereinkommen“ zwischen Stadtgemeinde und Bankmannstiftung möglich, es konnte noch im Dezember dieses Jahres abgeschlossen werden. Darin wurde der Tausch dieser beiden Gebäude und zweier Grundstücke beschlossen. Die Stadt ging damit nachfolgende Verpflichtung ein: „Das der Stadtgemeinde Korneuburg gehörige Haus…Max Burckhard Ring 11 wird außerdem im Sinne des Stiftungsbriefes vom 20.08.1926 für Zwecke des städtischen Museums dauernd gewidmet… es trägt auch den Namen ‚Anton Bankmann`sches Museum’“
Damit hatte das Museum der Stadt Korneuburg endlich eine bleibende Unterkunft.
Anton Bankmann
Das Gebäude am Ring
Durch die lange Regierungszeit von Kaiser Franz Josef kam es zum Brauch, bei runden Regierungsjubiläen Erinnerungsbauten zu errichten. Diverse Jubiläumswarten und Kirchen sowie die Volksoper erinnern an diese Zeit.
Das 60 jährige Regierungsjubiläum von Kaiser Franz Josef im Jahr 1908 war Anlass, im österreichischen Teil der Monarchie ihm zu Ehren gemeinnützige Bauten zu errichten. In Korneuburg nützten die Gemeindeväter unter Bürgermeister ANTON SCHLEIDT die Gelegenheit für den Bau eines Dampf-Wannen– und Brausebades, um die bis dahin mangelhaften sanitären Einrichtungen in der Stadt zu verbessern. In der Gemeinderatssitzung vom 10. Dezember 1907 wurde der Bau beschlossen. Das Gebäude sollte ursprünglich am Platz der ehemaligen Schießstatt-Kaserne errichtet werden, erst im Sommer 1908 einigte man sich auf den Bau des
„Kaiser Franz Joseph Regierungs-Jubiläums-Bades“
im Marienpark. Die Planung erfolgte unter der
Aufsicht von Stadtbaumeister Stadt- Ober-
Ing. ANTON HORETZKY, dessen Unterschrift auf vielen Plänen aus dieser
Zeit zu finden ist. Wie auch heute noch üblich, erfolgte die Fertigstellung des
Gebäudes unter großem Zeitdruck um ein Jahr verspätet. Dies wirkt durch einige
Baumängel bis heute nach.
Pläne des Gebäudes von 1908
Das Dampf-, Wannen- und Brausebad
Unter dem Namen „Tröpferlbad“ war das am 4. Oktober 1909 unter Bürgermeister Schleidt feierlich eröffnete Haus bald bekannt, fand in der Bevölkerung großen Anklang und wurde fleißig frequentiert. Die Preise waren so gestaltet, dass es auch für Arbeiter leistbar war, einmal in der Woche ein Brausebad zu nehmen.
Für den Hausmeister, der auch für die Warmwasserbereitung und Heizung zuständig war, gab es eine Dienstwohnung.
Die Wasserversorgung erfolgte durch einen Brunnen an der Nordwestseite (Bahnhofsrichtung), der auch heute noch ausreichend Wasser liefern könnte. Das Abwasser wurde an der Südostseite (Wienseite) über eine einfache Kläranlage zum Versickern gebracht.
Die Beheizung und Warmwasserbereitung erfolgte über einen kohlebefeuerten Dampfkessel, die Abgase leitete man über den Schornstein in der Mitte des Gebäudes ab. Der Kopf des Schornsteins war, wie zu dieser Zeit üblich, entsprechend verziert.
Im Untergeschoß, welches durch die bis heute genutzte Treppe erreicht werden konnte, befanden sich die technischen Räume wie Heizraum, Kohlenbunker, Motorenraum (Pumpenraum), Trockenkammer, Waschküche, Wäschedepot und Kanzlei.
Unter der Eingangshalle befand sich der Umkleideraum für das „Tröpferlbad“ mit 48 versperrbaren Kästen. Im südöstlich anschließenden Raum waren 12 abgeteilte Brausebäder untergebracht, von denen ältere Korneuburger noch heute schwärmen. Der Gang entlang der Brausen wurde gerne als Rutschbahn (nach ordentlichem Seifenverbrauch) benutzt.
Eine Besonderheit war auch die stählerne Diensttreppe, über welche die Badmitarbeiter alle drei Etagen des Bades rasch erreichen konnten.
So mancher Badbesucher war sehr verwundert, wenn er im Obergeschoß bei der „Cassa“ ein „Billett“ löste, die Treppe hinab ins Tröpferlbad schritt und flugs vom selben Mitarbeiter empfangen wurde.
Die Decke der Eingangshalle zierte ein allegorisches Gemälde mit leicht bekleideten Musen, die zur Körperpflege animieren sollten. Dieses Gemälde ist übermalt noch vorhanden. Teile des Gemäldes wurden bei einer restauratorischen Untersuchung freigelegt. Wir hoffen, dass es die Möglichkeit einer Restauration gibt.
Der Zeit entsprechend gab es im Obergeschoß eine erste und eine zweite Klasse bei den Wannenbädern. Über den „Communications-Gang“ der zweiten Klasse gelangte man auch zum „Medicinal-Bad“.
In der Nordwestseite des Gebäudes befand sich der Umkleideraum für den Bereich Dampfkammer, Heißluftkammer, Warm– und Kaltwasserbecken und verschiedene Brausearten.
Da künstliches Licht um 1900 Luxus war, löste man das Belichtungsproblem der innenliegenden Räume durch eine Glaskuppel im Bereich des Treppenhauses und durch einen Lichthof, der bis ins Untergeschoß reichte.
Um allen Bürger*innen die Gelegenheit eines Badebesuches zu ermöglichen, gab es Frauentage, Männertage und Familientage, das es keine geschlechtergetrennten Bereiche gab.
Den Ersten Weltkrieg, die Erste Republik, den Ständestaat überstand das „Tröpferlbad“ weitgehend unbeschadet. Die Bevölkerung nutzte die Einrichtung mangels Alternativen.
Erst während der NS-Zeit entstanden für die Mehrheit der Bevölkerung leistbare Wohnbauten, in denen auch Badeeinrichtungen eingebaut waren. Am Ende des Zweiten Weltkrieges kam es zu größeren Beschädigungen des Hauses, welches erst am 23. März 1950 wieder offiziell in Betrieb genommen werden konnte.
Während der russischen Besatzung nutzte diese einen Teil des „Tröpferlbades“ als Entlausungsstation. Durch den Wiederaufbau von Wohnhausanlagen ab 1950 mit modernen Bädern verlor das „Tröpferlbad“ zunehmend an Bedeutung. 1956 kam das endgültige AUS für das „Tröpferlbad“.
Das Gebäude, mittlerweile unter Denkmalschutz, stand einige Jahre leer, bis sich der Gemeinderat 1964 entschloss, im ehemaligen „Tröpferlbad“ das Museum einzurichten. Damit entstand die Verflechtung dieses Gebäudes mit dem Museum und dem Museumsverein.
Verwendung als Museum
1968 wird mit der Adaptierung des Gebäudes, mit dem Ziel 1969 das Museum eröffnen zu können, begonnen. Die Umbauarbeiten gestalten sich schwierig, eine Fassadensanierung ist erforderlich. Der Eröffnungstermin wird noch mehrmals verschoben, am 9. November 1974 wird das „Museum der Stadt Korneuburg“ feierlich durch Landesrat Grünzweig eröffnet.
Das Obergeschoß ist als Museum adaptiert und eingerichtet, das Untergeschoß träumt von den vergangenen Zeiten als „Tröpferlbad“.
Die Finanzierung des Umbaues erfolgte durch die Gelder aus der „Bankmannstiftung“.
Die Einrichtung des Museums wurde nach Plänen von Frau Arch. Dr. Grillmayer unter der Aufsicht von Univ. Prof. Dr. Schwaiger vom NÖ-Landesmuseum ausgeführt. Die Einrichtung des Werftraumes erfolgte von Werftmitarbeitern unter der Leitung von Richard Schenkirsch.
Im Gebäude gab es keine Heizung. So war das Museum über die Wintermonate geschlossen. Die dadurch bedingten großen Raumklimaschwankungen waren für die Ausstellungsexponate nicht optimal.
Erst jeweils Ende April war wieder ein Museumsbetrieb möglich. 1981 konnte in einigen Räumen eine Gasheizung eingebaut werden, die eine leichte Besserung brachte.
1986 kommt es durch ein Unwetter zu einem Wassereinbruch im Ausstellungsbereich, einige Ausstellungsvitrinen werden zerstört. Durch Vermittlung von Vizeleutnant Friedrich Lang wird unter Mithilfe des Bundesheeres das Inventar in die Klosterkaserne verlagert. Am 23. September 1988 kann nach einer umfangreichen Sanierung und Einbau einer Zentralheizung der Museumsbetrieb mit einer Sonderausstellung "Ziegelbrennereien im Weinviertel" und der Präsentation der neu eingerichteten Abteilung für Ur- und Frühgeschichte durch AR Hermann Schwammenhöfer wieder aufgenommen werden.
Am 22. Oktober 1989 fand die Eröffnung des Gebäudes als Kulturzentrum statt. Durch den teilweisen Ausbau des Untergeschoßes sollte Raum für erweiterte kulturelle Aktivitäten geschaffen werden. Das Obergeschoß war dem Museumsbetrieb vorbehalten, das Untergeschoß wurde direkt von der Kulturabteilung der Gemeinde verwaltet.
Ab 1990 wurde auch der nordwestliche Teil des Untergeschoßes ausgebaut, ein Raum wurde der Militärtradition gewidmet, drei Räume dem Verein der Fossilien– und Mineralienfreunde zur Verfügung gestellt. Durch die Modernisierung der Heizungsanlage und den Einbau einer Lüftungsanlage versuchte man, die Problematik der erhöhten Luftfeuchtigkeit im Untergeschoß in den Griff zu bekommen. Nach Abschluss dieser Arbeiten erfolgte am 24. Oktober 2000 die Wiedereröffnung des Untergeschoßes. Es drang immer wieder Wasser an der Südostseite des Untergeschoßes in das Gebäude ein, die damalige Reinigungskraft fasste deswegen Gummistiefel aus. Im Februar 2009 gab es einen Wassereinbruch in der östlichen Ecke des Obergeschoßes durch eine geborstene Dachrinne (Frostschaden), dabei wurde die urgeschichtliche Austellung schwer beschädigt. Im Sommer 2009 erfolgte die Erneuerung der oberen Stiegenbalustrade. Am 12. Jänner 2010 kam es zu einem weiteren Wassereinbruch in der östlichen Ecke des Obergeschoßes.
Ab 2012 wurden und werden in Zusammenarbeit durch die ehrenamtlichen MuseumsmitarbeiterInnen mit den verantwortlichen Gemeindeabteilungen die baulichen Probleme erfasst, entsprechende Sanierungen geplant und durchgeführt.
Das übergeordnete Ziel des Museums in Korneuburg ist, als Institution von regionaler Bedeutung wahrgenommen zu werden - als kulturhistorisch ausgerichtetes Stadtmuseum.
Mit dem Projekt „Schätze ins Schaufenster - Qualitätsoffensive Museumsdepot“ konnte der erste Schritt in die Neuausrichtung des Museums Korneuburg gemacht werden. Die Eröffnung des neuen Schaudepots, welches mit Landesförderung eingerichtet wurde, erfolgte 2016. Die Qualitätsverbesserung des Museumsdepots sowie die Qualifizierung der Sammlung im Rahmen des Projektes sind Basis für weitere Schritte und das daraus folgende Museumskonzept.
Die Weiterentwicklung des Museums geht künftig über das „Haus am Ring“ hinaus. Im Zuge der Stadtentwicklung soll ein „Werftmuseum“ am Gelände der früheren Schiffswerft entstehen. Die Synagoge, derzeit noch in Privatbesitz, soll ebenso in dem umfassenden Museumskonzept berücksichtigt werden.